Zukunftsvisionen für das Metzgerhandwerk
Es ist sehr chic geworden, das neu eröffnete Haupthaus des Metzgerei- und Feinkost-Unternehmens Faber in Bad Kissingen. In der Oberen Marktstraße 11 bietet Faber neben Fleisch- und Wurstwaren auch ein ausgesuchtes Sortiment an Feinkostartikeln, Käse, hausgemachten Salaten und einen Gastronomiebereich an. Das Konzept, aus einer Traditionsmetzgerei am Rande der Rhön ein umfassendes Feinkostunternehmen zu etablieren, scheint sehr gut aufzugehen. "Wir haben in den vergangenen Jahren viel Zeit, Geld und Energie investiert, um unser Unternehmen mit den beiden Standorten Innenstadt und Ostring fit für die Zukunft zu machen", sagt Thomas Faber, der heute zusammen mit Ehefrau Johanna Nemeth für die 4. Unternehmergeneration und eine 125-jährigen Firmengeschichte der Metzgerei in Bad Kissingen steht.
Guter Beobachter
Dass Thomas Faber die Tradition seiner Familie fortführt, war nicht zu jeder Zeit klar. Der gelernte Koch und Metzger studierte auch Betriebswirtschaftslehre in Würzburg, konnte bei Käfer in München umfangreiche Erfahrungen im Catering sammeln, die darin mündeten, dass Thomas Faber als Küchenchef während der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 den VIP-Bereich im Nürnberger Stadion unter sich hatte. Das war zwei Jahre, nachdem er zuerst als angestellter Geschäftsführer in den elterlichen Betrieb in Bad Kissingen einstieg. Thomas Faber erzählt klar strukturiert, aber auch mit vielen Emotionen, wenn er davon berichtet, wie all seine Stationen zu dem beigetragen haben, was sein Unternehmen heute ausmacht. "Ich bin ein Beobachter und versuche zu erkennen, was sich gut adaptieren lässt und was wohl nicht so gut funktioniert." Das Konzept am Standort Ostring hat er bereits 2008 komplett umgestellt, freundlich, einladend, Metzgerei, Gastro und Feinkost bilden eine Einheit. "Ich war überzeugt, dass es funktioniert. Außerdem wollte ich etwas Neues aufbauen, das meine Handschrift trägt." Heute lädt der umtriebige Geschäftsmann auch in diesen Räumen zu Seminaren, Vorträgen, Koch- und Grillkursen ein. Es ist einfach die Leidenschaft für seinen Beruf, die Leidenschaft für unternehmerischen Erfolg, der sich bei Thomas Faber Bahn bricht.
Aber eines macht auch dem umtriebigen Metzger Sorgen: der sich zunehmend verstärkende Fachkräftemangel, der es auch ihm nicht leicht macht, passendes Personal und Auszubildende zu finden. "Wir wissen um die Stärken unserer Mitarbeitenden, deshalb gibt es bei uns auch eine Faber-Gemeinschaft, die wir mit verschiedensten Benefits stärken. Wir zeigen unseren Mitarbeitenden ganz klar, welche Wertschätzung wir ihnen entgegenbringen. Das ist nicht so dahingesagt, das ist unsere Philosophie."
Erfolgsformel Qualität
Die Zukunft des gesamten Metzgerhandwerks in Deutschland sieht Thomas Faber differenziert. Er weiß, die alten Strukturen und jahrelang etablierten Formen des Metzgerhandwerks wird es so in Zukunft nicht mehr geben. "Wir sind ja schon mitten im Transformationsprozess. Und hier gilt es: Ich kann den Herausforderungen von morgen nicht mit den Methoden von gestern begegnen." Viele alteingesessene Metzgereien werden schließen, weil einfach die Nachfolger fehlen. Discounter und Supermärkte erweitern die Produktpalette. Für Thomas Faber gibt es nur eine Erfolgsformel für die Zukunft des Metzgerhandwerks: Qualität und Innovationsfähigkeit. Faber arbeitet eng mit regionalen Kooperationspartnern zusammen, die wissen, wie die Tiere, die verarbeitet werden, aufwachsen, wie sie gefüttert werden. In der Produktion am Standort Ostring werden die Tiere Nose to Tail, also das gesamte Tier von der Nase bis zum Schwanz, verarbeitet. "Unsere Metzger zelebrieren hier ihre Handwerkskunst, was dann auch der Kunde zu schätzen weiß. Wir arbeiten im Warmfleischverfahren mit unseren eigenen Gewürzkompositionen statt mit Fertigmischungen, ohne Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker."
Überhaupt sehen sich Thomas Faber und sein Team als eine Art Kunsthandwerker. Die Kunst, aus qualitativ gutem Material etwas Besonderes zu erschaffen, aus der Fähigkeit heraus, handwerklich bestens ausgebildet zu sein. Thomas Faber sagt das mit einer präsenten Selbstsicherheit, er ist stolz auf das bislang Erreichte, auf sein Team, das „auch mal überfordert sein kann mit den vielen Ideen, die ich habe“, auf seine Stärke in Bad Kissingen und auf dem Markt der deutschen Feinkostgeschäfte. „Das sind die beiden großen Standbeine, die wir haben: Das Geschäft vor Ort mit all seinen Facetten und der Vertrieb unserer Produkte über das deutschlandweite Feinkostnetz“. Das eine sei für die Endverbraucher sichtbar, das andere Standbein nicht, aber als Unternehmen ebenso wichtig. Als Fleischsommelier will Thomas Faber auch dazu beitragen, das Bild des Metzgers neu zu definieren und gestalten. Der heutige Metzger habe nichts mehr mit der veralteten Ansicht des Berufsbildes zu tun: "Ein Metzger ist ein Veredler, ein Schinken-Gott, ein Grillprofi, ein Steak-Freak, ein Kunsthandwerker."
Der Umbau des Stammaus-Geschäftes war nicht die letzte Neuheit im Hause Faber. Thomas Faber beschäftigt sich neben dem klassischen Ladenverkauf schon seit längerem mit Zukunftskonzepten: "Hier werden wir im Jubiläumsjahr noch etwas völlig Neues für unsere Kunden präsentieren."
Thomas Faber hat es geschafft, neue Wege zu gehen, hat den Mut und seinen Ideenreichtum auch bei Schwierigkeiten nicht verloren, und zeigt auf, wie eine mögliche Zukunft des Metzgerhandwerks aussehen kann. Für Verbraucher ist das ein guter Weg: denn Nachhaltigkeit, Regionalität, Frische und Qualität sind unschlagbare Verkaufsargumente. Und zudem unverzichtbare Zutaten für eine machbare Zukunftsvision des Metzgerhandwerks.