Herausforderung: Zeit, Zuschauer und Nervosität
Sorgfältig breitet Stefanie Hahn den Montageplan auf der Werkbank aus und wirft einen prüfenden Blick auf die darauf skizzierte Installation. Nebenan sind an den beiden großen Montagebrettern bereits die ersten Ergebnisse zu sehen: Akkurat gebogene Rohrleitungen, sauber miteinander verbunden, Messeinheiten und Regler lassen erkennen, an was genau die 23-Jährige hier im Bundesleistungszentrum für die Berufswettbewerbe im SHK-Handwerk arbeitet. Noch ist es ein Training, aber eine ähnlich komplexe Sanitär- und Heizungsinstallation wird auch ihre Aufgabe bei den EuroSkills 2023, der Europameisterschaft der Berufe in Danzig sein, wo die Anlagemechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Anfang September das deutsche Handwerk vertreten wird. "Die Aufgaben im Wettbewerb unterscheiden sich sehr von meinem Arbeitsalltag", muss die Kitzingerin in dieser Woche Ende Juni noch zugeben. Doch genau deshalb trainiert sie hier auf dem Gelände der SHK-Innung Schweinfurt.
Durch Erfahrung besser werden
An ihrer Seite ist Bundestrainer André Schnabel, der Stefanie Hahn nicht nur fachlich unterstützt, sondern auch seine Erfahrungen auf internationalem Parkett mit ihr teilt. Denn der Installateur- und Heizungsbauermeister aus Leipzig ist bereits seit 2011 als ehrenamtlicher Bundestrainer im Einsatz und hat zahlreiche Junghandwerkerinnen und Junghandwerker bei internationalen Wettbewerben von Brasilien über Russland bis in die Vereinigten Arabischen Emirate begleitet. Er weiß, dass im Wettkampf Präzision und eine hohe Qualität in der Ausführung gefragt sind. Aber nicht nur das: "Die Teilnehmenden müssen ihre Aufgabe auch vor den neugieren Blicken der Zuschauerinnen und Zuschauer und in einem engen Zeitrahmen absolvieren", erläutert er als weitere Herausforderung preis. Bei den EuroSkills in Danzig werden nach Angaben der Veranstalter an drei Wettkampftagen rund 100.000 Besucher erwartet. Anlagenmechanikerin Stefanie Hahn hat für ihre Installation insgesamt nur 18 Stunden Zeit zur Verfügung. Davor habe sie schon ein bisschen Respekt, muss die 23-Jährige zugeben. "Durch das Training weiß ich jedoch, worauf es ankommt und kann mich gezielt vorbereiten", zeigt sie sich zuversichtlich. Selbstbewusst gibt auch Bundestrainer André Schnabel das gemeinsame Ziel für die EuroSkills 2023 aus: "Wir trainieren auf den ersten Platz", lautet sein Credo.
Unterstützung des Arbeitgebers
Dass das Selbstbewusstsein wachsen und Stefanie Hahn sich akribisch auf ihre Teilnahme an der Europameisterschaft der Berufe vorbereiten kann, hat sie auch der breiten Unterstützung durch ihr Umfeld zu verdanken. Ihr Arbeitgeber, die Licht-, Kraft- und Wasserwerke Kitzingen, stellt die 23-Jährige für die insgesamt acht bis zehn Wochen Training frei. So hat sie unter anderem Zeit, bei den persönlichen Einheiten gemeinsam mit Bundestrainer André Schnabel die Arbeitsweisen zu festigen, die im Wettkampf gefragt sind oder auch ihre Problemlösungskompetenz zu stärken. Zur Vorbereitung gehören auch Wettkämpfe zur eigenen Standortbestimmung gegenüber der Konkurrenz, etwa internationale Trainings, an denen die Mitbewerber aus anderen Ländern ebenfalls teilnehmen. "Ich nehme dabei sehr viel mit, werde stressresistenter", kann Stefanie Hahn berichten. Auf den anstehenden Wettkampf in Danzig blickt sie dennoch noch mit etwas Nervosität. "Ich stelle hohe Erwartungen an mich und möchte auch das Team nicht enttäuschen", sagt sie. Doch egal, wie es ausgeht: Gewinnen wird Stefanie Hahn auf jeden Fall – an praktischem Wissen, Erfahrung und vor allem durch zahlreiche Begegnungen mit Menschen, die mit ihr dieselbe Leidenschaft teilen.